Sri Lanka

Reisebericht Januar 2017

Ihr Lieben,
als ich den diesjährigen Reisebericht begann, sass ich im Hinterland der Südküste Sri Lankas um mich herum Dschungel. Vor mir war die Ausbuchtung eines sich verzweigenden Flusses, in dem man den ein oder anderen erstaunlich großen Waran schwimmen sehen konnte und in den ich beim Standuppadeling glatt mal reingefallen bin. Um mich herum waren Palmen, exotisches Vogelgezwitscher, quakende Frösche, die ein oder andere kreischende Krähe und morgens und abends heulende Hunde. Ab und zu hörte man die Eisenbahn in der Nähe tuten, ein Tuktuk hupen oder den Brotlieferwagen, der laut die Melodie von ‚Für Elise‘ spielte und die Dörfer abfuhr. Hier war Trockenzeit, im Osten der Insel Monsun. Der Südwestmonsun kommt im Mai hierher, wenn im Osten Dry season ist. Die zwei Monsune machen Sri Lanka zur immergrünen Insel und beschert der Bevölkerung drei Reisernten.img_2132
Ich kam gerade vom Yoga, denn ich war mit Elke nach 10 Tagen Tour durch Sri Lanka in der schönen kleinen Villa von Soul&Surf angekommen. Mit uns lebten dort 20 andere Gäste aus aller Welt auf 12 grosse Zimmer verteilt und jeden Morgen um 6.45 Uhr gab es Yoga, danach surfen, nachmittags wieder Yoga oder surfen, Standuppadeling, Kochkurs und vieles mehr. Ein paradiesisches Feriencamp für Erwachsene. Dreimal täglich assen wir alle gemeinsam die Köstlichkeiten Sri Lankas im Garten, mein Lieblingsgericht Dhal (rote Linsen) oder Currys, wir tranken viel leckeren Ceylon Tee und um 22.00 Uhr waren fast alle im Bett, während in der offenen Lobby oft noch der Soundtrack von Sugarman lief oder ein Affe übers Dach hüpfte. Einer der Affen klaute uns eines nachts die Seife aus unserem halboffenen Bad. Wir rätselten, ob jetzt entweder ein sehr sauberer Affe oder einer mit Schaum vorm Mund in den Bäumen saß. Am Abreisetag erzählte uns der reizende Nachtwächter, dass er gegen 1.00 Uhr eine ziemlich große Anaconda vor unserem Zimmer verjagt habe. Ich hielt das erst für Nachtwächter-Latein, aber Wikipedia belehrte uns eines Besseren: Der Begriff Anaconda kommt aus Ceylon. Schön, dass nur der Affe und nicht sie ins Bad gekommen ist.
Neben uns war ein kleines Dorf mit einem Mini-Laden und ein paar Tuktuks. Hier kauten noch viele Betelnüsse und lächelten uns mit ihren davon rot gefärbten Zähnen an. Das Betelnusskauen oder die farbenfrohen Sarongs der Männer sieht man zwar nicht mehr so oft in den grossen Städten oder bei Jüngeren, aber sonst noch recht häufig. Unweit unseres Hauses war eine kleine weiss gekalkte Dagoba, wie die glockenförmigen buddhistischen Stupas hier heissen. Auf unsere Reise sahen wir viele Dagobas, unter anderem in einem der größten Heiligtümer des Landes, dem Tempel Kelaniya. Buddha selbst soll hier bei einem Besuch auf einem Thron gesessen haben, welcher als Reliquie in der Dagoba aufbewahrt wird, weshalb täglich einige hunderte weiss gekleidete Buddhisten dort hin pilgern, Opfergaben niederlegen und kleine Ölschalen anzünden. Tatsächlich hat der historische Buddha Siddharta Gautama Indien nie verlassen, aber Sri Lanka gilt als Wiege des Theravada Buddhismus.


Vor dem Tempel von Kelaniya waren zahlreiche Stände, die Lotusblüten verkauften um sie im Tempel niederzulegen. Kelaniya mit seinen farbigen Malereien, den betenden Gläubigen, dem goldenen, liegenden Buddha, den vielen Blumen und brennenden Ölschälchen war ein wunderbarer Ort. Und wir fast die einzigen Touristen dort.
Unsere Reise begann Anfang Januar unweit Kelaniyas: in Colombo.

Am Flughafen holte uns Riaz ab, wir standen gerade am Geldautomat, machten uns mit den Sri Lanka Rupien vertraut und stellten unsere Uhren 4,5 Stunden vor, als er Elkes Namen auf einem Schild vor uns hoch hielt. Unser Hotel hatte ihn geschickt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Riaz uns einen Teil dieser Reise begleiten würde, da wir ihn für eine Tour durch Zentral Sri Lanka buchen würden. Riaz brachte uns also durch Colombos Rushhour an den südlichen Stadtrand zu ‚Sa Mansion‘, einem kleinen Hotel am See mit 5 Apartments. Das Haus gehört einer deutschen, Emy, die sich nach vielen Jahren im Ausland in den 90ern in Sri Lanka sesshaft gemacht hat. Emy empfing uns herzlich und wir schlossen sie und ihr schönes Haus sofort ins Herz. Auf dem See vorm Haus waren weisse Pelikane, im Garten Schildkröten sowie Emys Dackel Max.
Emy hat ihre Hotelausbildung übrigens in Regensburg gemacht. Sie und ihr Koch servieren ihren Gästen abends im Wohnzimmer ein üppiges Mahl und an unserem ersten Abend war die Runde gross. Ausser uns war Janis McDavid mit seinem Team zu Gast, er hielt gerade Vorlesungen für Behinderte in Sri Lanka. Janis sitzt im Rollstuhl, er hat keine Arme und Beine, und ist durch sein Buch ‚Dein bestes Leben‘ ziemlich bekannt geworden. Trotz seiner Behinderung hat er die halbe Welt bereist und ist eine beeindruckende und ermutigende Person. Mit am Tisch waren noch ein junger Fotograf aus Colombo und ein deutsches Paar, das seit einigen Wochen bei Emy war und auf die Adoption ihrer Tochter wartete. Emy betreut die deutschen Paare, die ein Kind aus Sri Lanka adoptieren, geht mit ihnen zu den Behörden und begleitet die Familien bis zur Abreise. Wir fühlten uns bei Emy so wohl, dass wir statt geplanten drei Nächten vier blieben. So lernten wir die kleine Nadeesha kennen, die am nächsten Tag nach gelungenem Gerichtstermin von dem Paar adoptiert werden konnte. Nadeesha war acht und ein bezauberndes kleines Mädchen. Sie war seit ihrer Geburt im Heim gewesen und das Miterleben wie plötzlich eine neue Familie mit am Tisch saß, die Fröhlichkeit von Nadeesha, die mit uns spielte und rumalberte, hat Elke und mich tief berührt. Zur Feier des Tages tranken wir alle zusammen Sekt und stiessen auf Nadeesha und das Glück dieser Familie an. Die Regierung von Sri Lanka achtet darauf, dass die meisten Heimkinder von sri-lankischen Familien adoptiert werden, was leider häufig scheitert. Gerade die älteren Kinder laufen Gefahr eher als Haushaltshilfe denn als Kinder adoptiert zu werden. Aufgrund der Armut, der Verzweiflung und/oder der Schande unverheiratet zu sein geben einige Frauen ihre Kinder weg. Wir haben auf unserer Reise noch sehr oft an die Begegnung mit Nadeesha gedacht.
Sri Lanka, die Insel, die wie ein Tropfen am indischen Subkontinent hängt, ist trotz wachsender Mittelschicht, die sich in Colombos Hotels gerne zum Aperitif trifft, arm. Nicht so arm wie das Nachbarland Indien, aber doch sichtbar. Die ‚Perle des Ozeans‘ hatte viele Namen: Serendib, die Bezaubernde, nannten sie die arabischen Seefahrer, Ceylon die Engländer, Sri Lanka – ehrwürdige Schöne – lautet ihr offizieller Name seit 1972, während die Minderheit der Tamilen sie ‚die Wundervolle‘ nennt. Sri Lanka ist etwas kleiner als Bayern und hat ca. 21 Mio Einwohner. Nach über 25 Jahren schlimmen Bürgerkriegs, der 2009 von der singhalesischen Armee mit dem Sieg gegen die Rebellen der tamilischen Minderheit beendet wurde, ist auf Sri Lanka Ruhe eingekehrt. Die einstigen Kriegsgegner nähern sich langsam an. Bei Emy lernten wir auch Blakely kennen, eine Amerikanerin, die hier ein Peace-Building Projekt leitete. Das hatte sie schon in Ruanda gemacht.
In den tamilischen Norden und Osten sind wir leider nicht gekommen. Er soll geschunden sein, nicht zuletzt vom Tsunami, aber dieser Teil des Landes soll auch wunderschön sein. img_1198
Wir erkundeten erstmal Colombo mit seinen Kolonialbauten, schönen Cafés und Läden, das Marktviertel Pettah mit seinem Gewusel und seinen muslimischen und tamilischen Händlern, die grüne Vergnügungsmeile Galle Face Green, wo Kinder Drachen steigen ließen und am Strand spielten, allerlei Buden standen und ein Mann mit einer Flöte eine Kobra zu becircen versuchte. Von dort konnte man die grossen Kräne und Baustellen Colombos sehen. Die Stadt häutet sich, wächst und versucht den Nachbarn Singapur und Kuala Lumpur nachzueifern. Wir gingen auf einen Sundowner ins älteste Hotel der Stadt, das Galle Face Hotel, ein altehrwürdiger Kolonialbau und beobachteten den Sonnenuntergang und ein paar Hochzeitspaare, die sich dort fotografieren liessen bevor sich unser Dreirad-Tuktuk wieder ins Getümmel von Colombos Strassen stürzte und uns zu Emy brachte. Sagenhafte 110 km legten wir die Tage in Colombo mit dem Tuktuk zurück. Ich bin inzwischen so Asiengeprüft, dass ich im dichten Straßenverkehr Colombos mit unserem rasanten Tuktuk-Fahrer kaum zuckte und nur zweimal die Augen schließen mußte, wenn er links und rechts überholte.
Am Tag unserer Weiterreise zeigte uns Emy noch ihre Manufaktur. Zusätzlich zu all ihren anderen Aktivitäten betreibt sie eine Marmeladenfabrik und die Passionsfruchtmarmelade ist einfach ein Traum! Man bekommt sie auch in manchen Hotels auf den Malediven und sogar in Tschechien serviert. Sollte je einer von Euch in Colombo sein, die Marmeladen (sowie Chutneys und Gewürze) von Emys Firma ‚Kern&Hundt‘ bekommt ihr im wunderschönen Laden ‚Paradise Road‘. Oder bei Emy im Sa Mansion zum Frühstück. Dort bekommt man auch den in Sri Lanka beliebten Büffel-Joghurt ‚Curd‘, der am Strassenrand oft in Tontöpfen verkauft wird. Mit Palmsirup ein Gedicht.
Riaz war eine Empfehlung von Emy und wir fuhren mit ihm nach Kandy, in die Mitte Sri Lankas. Kandy ist ein Drehkreuz für die Reisenden die weiter in den Norden oder Süden fahren. Und hier schlägt das Herz des buddhistischen Sri Lankas, denn Kandy ist bekannt für seinen Zahntempel. Der linke Eckzahn Buddhas soll hier nach langer Odyssee seit 250 Jahren beherbergt sein. Dreimal täglich kündigen Trommler im Tempel an, dass gleich Buddhas Zahn für eine Stunde enthüllt wird. Ein Menschenstrom aus Gläubigen und Touristen wird an den silbernen Türen vorbeigeschleust um einen Blick darauf zu erhaschen – nichts für jemanden mit Platzangst. Den angeblich 5cm langen Zahn konnten wir bei dem Trubel nicht entdecken, aber der reich verzierte Tempel war eindrucksvoll. Kandy mit seinem grossen See, dem Markt und einem riesigen sitzenden Buddha am Ortseingang und einem am Hügel gefiel uns gut. Einmal im Jahr, bei Sommervollmond, ist hier eine große farbenprächtige Elefantenprozession mit hunderttausenden Besuchern, Tänzern, Trommlern und Feuerakrobaten. Das muss ein Spektakel sein! Vollmond ist in Sri Lanka immer ein Feiertag. Alkohol wird bei Vollmond nicht verkauft und man bekommt ihn hier nur in Bottleshops, die teils mit Gittern wie ein Käfig gesichert sind. Das war ein bißchen unheimlich, wenn wir uns das heimische Lions-Bier kauften. Sri Lanka hat strenge Gesetze, rauchen in der Öffentlichkeit ist verboten, nur bei Touristen wird ein Auge zugedrückt.
Der Weg führte uns weiter über endlose Serpentinen, bis ins über 2000m hoch gelegene Nuwara Eliya. Vorbei an den bunten, voll besetzten Bussen (die wie die Henker fuhren), einer immer hügeliger werdenden Landschaft, durch Reisfelder, terrassierte Gemüsefelder und Teeplantagen. Nachdem ein Pilz den englischen Kolonialherren die Kaffeeplantagen zerstört hatte, setzten diese auf Tee. Nirgendwo auf der Insel ist es britischer – Nuwara Eliya ist das Klein-England Sri Lankas.

Hierhin flüchteten die Engländer vor der Hitze und hinterließen ihre britisch anmutenden Gebäude und sogar eine Pferderennbahn. Auch Riaz mochte diesen Ort wegen der Kühle. Wir froren etwas. Riaz zeigte uns Bilder von ein paar Tagen zuvor auf denen Schnee auf der Pferderennbahn lag. Eine Sensation in Sri Lanka, wirbt die Insel doch mit dem Slogan ‚Sri Lanka hat alles – außer Schnee‘! Schnee lag zum Glück keiner mehr, aber dort hätte ich den Holzschwitzkasten, in den ich nach einer Kräuterölmassage in Kandy gesteckt worden war, gut brauchen können. Trotz Kälte, die Stadt gefiel uns, wieder ein See um den Pferde liefen, umgeben von Hügeln mit grünen Teefeldern auf denen man häufig bunte Farbklekse sieht: Teepflückerinnen in ihren Saris. Viele tausendmal am Tag machen sie den selben Handgriff, die Knospe und zwei Blätter zupfen und hinter sich in einen Sack werfen, der wie ein Stirnband an ihrem Kopf hängt. Tee macht die Hälfte der Deviseneinkommen Sri Lankas aus.
Die Engländer holten die sogenannten Indian Tamils als Arbeitskräfte ins Land, die Hälfte kann nicht lesen, obwohl Sri Lanka eine in Asien fast beispiellose Alphabetisierungsrate von 97%  hat. Die Singhalesen und die höherkastigen Tamilen blicken nachwievor auf ihre Landsleute im Teeland herab. Sri Lanka hat eine ausgeprägte Hierarchie und die tamilischen Hindus ein Kastensystem. Der Großteil der Singhalesen sind Buddhisten, aber es gibt auf Sri Lanka auch tamilische Hindus, einige Muslime und Christen. So begegnen einem mancherorts erst ein Hindutempel, dann eine Kirche oder eine Marienstatue am Strassenrand, kurz danach eine Moschee und anschließend ein mit bunten Fahnen geschmückter buddhistischer Tempel. Bei den Tuktuk Fahrern konnte man je nachdem ob Buddha, arabische Schriftzeichen, ein Kreuz oder Shiva am Rückspiegel hing, schnell erkennen welcher Religion sie angehörten. Unser Guide Riaz war Moslem, seine Mutter Tamilin. Er hatte ein paar Jahre in Europa gelebt, liebte, wie fast alle Sri Lanker Cricket und Bollywood-Filme und zeigte uns ausser Tempeln den botanischen Garten von Kandy, einen Ayurveda Garten sowie eine Teefabrik, grosse liegende Buddhas, Wasserfälle und das Beste indische Lokal in Nuwara Eliya. Einer meiner Favoriten die er uns zeigte, war ein Hindutempel im Hochland, von dem man über die Berge Sri Lankas blicken konnte. Dort war gerade eine kleine Prozession mit Gesang und Schellen, der Tempel sollte gleich nach der Mittagspause wieder geöffnet werden. Ein paar indische Besucher waren da – Sri Lanka ist auch für ausländische Hindus ein wichtiger Ort.
Und während der Gesang anschwoll und die Türen geöffnet wurden konnte man an der grossen, schwarzen, affenköpfigen Statue im Inneren erkennen, dass der Tempel dem Affengott Hanuman geweiht war.
Als nächstes ging es nach Ella. Wie Kandy ist Ella ein Dreh-und Angelpunkt für Reisende, ein kleiner Backpackerort bekannt für seine herrliche Landschaft. Südlich von Ella liegt ein Ort zu dem ich unbedingt wollte und den Riaz nicht kannte: Buduruwagala.
Von dem schönen aber holprigen Weg dorthin war Riaz wenig begeistert. Wir schon, denn wir sahen die ersten blau schimmernden Pfauen in Reisfeldern und freuten uns. In keinem anderen Land zuvor hatte ich wildlebende Pfauen gesehen. Und was für ein Anblick bot sich uns erst, als wir dort ankamen!
Ein 17m hoher stehender Buddha in eine Felswand geschlagen mit kleineren Figuren daneben (die Archäologen sind sich uneins ob aus dem 7. oder 10. Jahrhundert).
An einem Baum betete gerade ein Mönch in seinem leuchtend safrangelben Umhang mit weiss gekleideten Gläubigen. Der Gesang und der grosse Buddha waren großartig. Selbst Riaz war froh über den kleinen Umweg vom eigentlichen Ziel: dem Nationalpark Udawalawe. Sri Lanka hat viele Nationalparks in denen noch wilde Elefanten leben. Es sollen früher mal 30.000 Elefanten auf der Insel gelebt haben. Heute sind es noch 2.500 frei lebende Elefanten. Im Udawalawe Park leben 600 davon. Krieg, Landwirtschaft und nicht zuletzt die ehemaligen Kolonialherren haben die Elefantenpopulation dezimiert.
Allein der Engländer Major Rogers soll 1.400 erschossen haben – er wurde vom Blitz getroffen und der Legende nach hoben in diesem Moment mehrere Elefanten am Waldesrand den Rüssel und trompeteten. Für die Einheimischen sind die ‚Aliya‘, die Elefanten, heilige Symbole für Kraft, Weisheit und Fruchtbarkeit. Der liebenswerte, dickbäuchige Gott Ganesha, der einen Elefantenkopf hat, wird hier gleichermaßen von den Hindus und Buddhisten verehrt.
Wir stiegen also in unseren Safari-Jeep und brausten los. Das schaukelte ganz schön. Aber schon wenige Minuten später war er da, der erste Elefant – direkt neben unserem Jeep. Unglaublich! Und kurz darauf sahen wir die erste Elefantenherde. Das war so schön, dass wir beide weinen mussten und ich habe wieder Tränen in den Augen, während ich das gerade schreibe. Das war definitiv einer dieser Momente im Leben, wo einen die Natur einfach umhaut. Die Landschaft und die Tiere waren atemberaubend. Wir sahen immer mehr Elefanten, nach 50 Elefanten hörte ich auf zu zählen. Sogar ein einmonatiges Elefantenbaby tauchte auf, die anderen Elefanten stellten sich immer wieder vor das Baby und nahmen es in die Mitte. Wir sahen so viele, hunderte, noch mehr Babyelefanten, Wasserbüffel, Pfauen, Krokodile, Warane, bunte Vögel und Reiher, Rehe, sogar einen kleinen Elefanten mit Stoßzähnen. Nur jeder zehnte männliche Elefant bekommt welche. Nach fast vier Stunden Safari fuhren wir überglücklich weiter, wir sollten diese Nacht in der Nähe in einem Zelt schlafen. Mit Bad, also ein Glamping-Zelt. Die Strasse führte am Nationalpark entlang. Wir sahen aus dem Auto noch Elefanten am See stehen und schauten ihnen nach. img_1959

Ich durfte so viele wunderbare Sachen auf meinen Reisen sehen und erleben. Das war ein Erlebnis für das ich ganz besonders dankbar bin.
Auf unserer Tour weiter in den Süden machten wir einen Abstecher in Deniyaya. Wieder führten Serpentinen durch Teefelder und immer dichter werdenden Wald. Wir wollten Pali besuchen, den ich vor ein paar Jahren in Deutschland kennenlernen durfte. Pali ist ein Freund von meinem Chef Michael und ein bekannter Tourguide, der durch das Sinharaja Forest Reserve führt und in jedem unserer Reiseführer als ‚Pionier der Trekkingführungen‘ lobend erwähnt wird. Deniyaya fanden wir toll, die Landschaft herrlich. Der Weg dorthin war lang, Riaz war hier noch nie zuvor und war besorgt um sein Auto. Der Sinharaja Forest ist der letzte Urwald in Sri Lanka und Unesco Naturerbe. Ich bedauerte, dass wir nur einen Nachmittag dort eingeplant hatten, obwohl Pali unbedingt wollte, dass wir bleiben. Er empfing uns herzlich und hatte schon Fotos aus Deutschland heraus gesucht, die wir anschauten. Er ist so ein lieber und warmherziger Mensch, auch Elke war sofort von ihm und seiner Gastfreundschaft begeistert. Wir assen zusammen bei ihm zuhause Mittag und versprachen beim nächsten Sri Lanka Besuch ein paar Tage zu bleiben und mit ihm durch den Regenwald zu wandern. Sein Sinharaja Rest kann ich nur empfehlen. Wir mussten leider weiter, am nächsten Tag sollte unsere Woche bei Soul&Surf beginnen. Zum Abschied gab mir Pali fast vier Kilo Tee mit. Wir blieben noch eine Nacht in Mirissa, die Stadt wurde uns empfohlen – ein inzwischen sehr touristischer Ort, an dem sich eine Bar an die andere reihte und Sri Lankas Beachboys Ausschau nach Frauen hielten. Hier starten die Whalewatchingtouren, da es vor Mirissa Blauwale gibt. Bei meiner Seekrankheit ließ ich das bleiben, mir reichte meine Tauchtour, die ich in der Nähe machte. Außerdem sind hier die von Postkarten bekannten Stelzenfischer, die aber fast nur noch als Fotomotive fungieren. Am Ortsausgang von Mirissa war ein Schild mit der Aufschrift ‚Please come back‘ und Elke und ich sagten zeitgleich ‚bestimmt nicht‘.

Ahangama hingegen, wo wir im Hinterland bei Soul&Surf die folgende Woche wohnten, war klein und überhaupt nicht touristisch. Nur ein paar Surfer waren dort. Wir haben die Woche dort sehr genossen, meine Surfversuche gab ich nachdem mir das Board ein paarmal um die Ohren flog, am dritten Tag auf und konzentrierte mich auf Yoga.
Am letzten Tag waren wir alle gemeinsam zum Sonnenuntergang am Strand und nahmen Abschied von der Gruppe und dem Team. Am Strand spielten Kinder und die Sonne fiel wie immer hier in hohem Tempo leuchtend rot in den indischen Ozean.
Von Ahangama fuhren wir am Meer entlang nach Galle, ebenfalls Unesco Welterbe, und fanden es erstaunlich, dass unser Gepäck mit ins Tuktuk passte. Wir sahen auch manchmal biszu neun Personen aus einem Tuktuk aussteigen, also ging das, problemlos. Galle, deren Altstadt ein holländisches Fort aus dem 17. Jh. ist mutet ein bisschen wie ein Freilichtmuseum an. Am alten Wall kann man am Meer entlang spazieren und den Klippenspringern zusehen, am Leuchtturm und der weißen Moschee vorbei oder durch die Gassen mit ihren Cafés und Shops flanieren. Besonders schön war dies am nächsten Morgen gegen 7 Uhr, der Muezzin hatte uns geweckt und wir liefen durch die Altstadt, wir hatten die Stadt fast für uns und schauten den Einheimischen und einer bunt gekleideten Hochzeitsgesellschaft zu, besichtigten die alten holländischen Kirchen, die aus der Zeit gefallen zu sein schienen, staunten über ein koloniales Luxushotel, bevor wir uns beim Frühstück über die Obstplatte her machten. Hier probierten wir zum ersten Mal Woodappel – die Papayas, Mangos, Passionsfrüchte und Ananas schmecken übrigens nirgendwo so gut wie auf Sri Lanka. Unsere vorletzte Station war Bentota, ein kleiner Ort an der Westküste. Der Weg dorthin war bezaubernd, links das Meer, rechts einmündende Flüsse und die Eisenbahn, wie überall auf der Insel Kokosnuss- oder Maisverkäufer am Strassenrand. Bis auf den touristischen Hotspot Hikkaduwa sah man hier am Meer nur ein paar Ayurveda Hotels und Einheimische, die den Sonntag am Strand genossen oder weiss gekleidet vom Tempel kamen. Unser Tuktuk Fahrer zeigte uns beflissen einen Tempel an dem er kurz betete, wir fuhren durch einen Ort, der berühmt für seine Maskenschnitzer ist und er erzählte uns, dass der Tsunami 2004 an der Küste von Hikkaduwa am Schlimmsten eingeschlagen hat. Anhand der Gräber, die den Weg teilweise säumten war das deutlich spürbar. Nachdem wir noch kurz von einem strengen Polizisten wegen zu hoher Geschwindigkeit herausgewunken wurden und Strafe zahlen mussten kamen wir an.
Unser Hotel hiess ‚Wunderbar‘ und so lag es auch. An einem nahezu menschenleeren Strand zu dem man über die Eisenbahnschienen gehen musste. Die rappelvollen Züge fuhren direkt vorm Hotel vorbei. Wir wollten eigentlich die wohl sehr schöne Zugfahrt durchs Hochland machen, aber leider waren keine Karten zu bekommen. In der Nähe von Bentota wohnte der bekannte Architekt Geoffrey Bawa, der auf Sri Lanka den Tropical Modernism geprägt hat. Wir sahen hier und in Colombo Gebäude von ihm. Sein Stil gefiel mir sehr. Sein Bruder hatte hier wiederum den verwunschenen Brief Garden gebaut. Auf der holprigen Fahrt zu dem Garten, vorbei an Palmen und dem schönen Bentota Fluss, sagte unser Fahrer, wir würden noch eine Tuktuk Massage umsonst bekommen. Die ruckelnden Tuktuks und die lustigen Fahrer werden mir fehlen. Da wir Märkte lieben und ein letztes Mal das bunte Treiben und die freundlichen Händler sehen wollten, hatten wir zuvor den Montags-Markt in Aluthgama besucht. Einer wie ich finde der schönsten Märkte Sri Lankas.

Welcome to Paradise, begrüßte uns Riaz am Anfang unserer Reise am Flughafen. Am hiesigen Berg Adams Peak soll tatsächlich Adam seinen 1,5m grossen Fußabdruck hinterlassen haben.img_2576
Die Hindus sagen es war Shiva, die Buddhisten, es sei Buddhas Fußabdruck. Egal, ein besonderer Ort soll das sein. Wir waren nicht dort – beim nächsten Mal. Wie immer nehme ich unzählige Eindrücke von der Reise mit. Die freundlichen Sri Lanker, die beim Reden häufig mit dem Kopf wackeln, was uns anfangs irritierte, da es für Europäer oft wie verneinendes Kopfschütteln aussieht.
Es signalisiert aber vielmehr aufmerksames, bejahendes zuhören. Die vielen Schulkinder mit ihren weissen Schuluniformen, die Mädchen mit Zöpfen und weissen Haarbändern. Das zarte grün der Reisfelder, das Avocado-Grün der Teeplantagen, die farbenfrohen Saris der Frauen, die häufig mit Schirm gingen um sich vor der Sonne zu schützen. Die Kühe, Ziegen und Hunde am Strassenrand. Den Geschmack von Ceylon Tee mit Milch. Zimt, das hier in vielen Gerichten ist. Und der Duft von Curry! Das Rauschen der Wellen, die ich beim Surfunterricht besser denn je kennengelernt habe und vor denen mein Respekt unendlich gewachsen ist. Ich höre noch die Stimme unserer lieben Yogalehrerin Rachel ‚inhale, exhale‘, die vielen Vögel, die Schreie der Pfauen. Die lieben Menschen, die wir treffen durften, Emy, Pali, Nadeesha, alle bei Soul&Surf, z.B. Elisa und Dan, die Australier auf Hochzeitsreise oder Isabel und James aus London, Gabrielle aus Kopenhagen, die im 6. Monat schwanger war und uns beim Standuppadeling allen davon fuhr, und viele mehr.
Ich blicke auf sechs glückliche Jahresanfänge durch neun Länder Asiens zurück. Jede Reise war etwas ganz besonderes, ein Geschenk, und ich habe jedes der bereisten Länder tief ins Herz geschlossen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar! Wie immer gilt mein Dank insbesondere Elke, die gemeinsam mit mir inzwischen in sogar zehn Ländern war. Wahnsinn. Immer wenn wir ältere Damen auf unseren Reisen sehen, sagen wir ’schau mal, das sind wir in zwanzig Jahren‘. Das hoffe ich sehr!
Morgen fahren wir wieder nach Colombo. Natürlich zu Emy – wir müssen noch Marmelade mit nachhause nehmen.

Liebe Grüße
Annette

Tipps:

Udawalawe Nationalpark, Die Bauten vom Architekten Geoffrey Bawa
Hotels: Sa Mansion, Colombo/ Soul&Surf, Ahangama
Lokale: The Art Gallery Café, Colombo / The Chill, Ella / Grand Indian, Nuwara Elyia
Shops: Paradise Road, Barefoot, Spa Ceylon, ColomboMassage: Spa Ceylon (die Ultimate Footmassage ist die beste Südostasiens)
Sinharaja Rest: Palitha Rathnayaka a